Ach lieber Knecht Ruprecht,
seit Jahr und Tag wiedersteh ich nun dem allmächtigen PC.
Seit 1987 bin ich auf Gedeih und Verderb dem einst so gottähnlichem Commodore aus \"good old Britain\" ausgeliefert.
Sicher - seine Zeiten, insbesondere als ich mit meinem C64 und zu Mitte der 90er Jahre mit meinem AMIGA
noch Bäume ausreißen konnte und uns kein IBM-Kompatibler x86 das Wasser reichen konnte, sind seit geraumer
Zeit nicht mehr die besten.
So mühe ich mich noch heute unter Vollausschöpfung meiner und der des legendären Amiga 4000 Kreativität mein
Leben zu meistern.
Man hörte schon davon, das es heute Prozessoren gäbe, die die 100 und gar 1000 Mhz-Grenze überschritten haben sollen.
Es soll auch Grafikkarten geben mit denen man flüssig 32Bit-Sequenzen in Echtzeit darstellen kann. Integrierte Chipsätze
die LAN, USB und solch neuartige Serielle Festplatten bedienen sollen auch Einzug gehalten haben.
Mein guter alter Amiga weiß von dem all nichts. Er lebt in seiner eignen Welt. Sein 8-Bit 4 Kanal Sound verzückt ihn noch heute, und weiß gar nicht, das die Welt sich weiterdreht. Er gibt noch heute mit seinen 256 Farben an und ahnt nichts davon das andere ihn womöglich schon seit Jahren im Museum bestaunen. Was würde er wohl sagen das er mittlerweile nur noch als Klasiker der Homecomputer-Geschichte angesehen wird.
Ich weiß um die neumodischen PC-Geschichten die man sich so auf dem Hinterhof erzählt.
Paralell-Prozessor mit 3 Ghz, Arbeitsspeicher mit sagenhaften 4GB, 3D-Grafikkarten die heutzutage die Transistoranzahl üblicher CPU\'s
sprengen und Sound mit 8.1 Stereo-Dolby-Superduper Klang. Die Filme sind heutzutage nicht mehr auf Bändern, sondern auf silbrige Scheiben - ja man kann sie wohl sogar selbst beschreiben. Was für ein Unterschied zu meiner betagten Datasette und 3,5\" Diskette.
Wenn ich nun meinen Amiga davon berichte, das ich es leid bin, mit einem 28K-Modem ins internet zu gehen, mir seine 120MB SCSI-Festplatte nicht mehr reicht, seine flimmernde PAL-Auflösung mir Augenkrebs beschert und ich keine Lust mehr auf seinen Tashenrechner-Sound mehr habe. Was wird er machen ?
Wird er mir verzeihen und schreiben: Mein lieber User, ich weiß doch das Du nach neuen ufern ausschau hälst. Mein Herz ist war klein und alt, aber großzügig. Ich bin alt geworden, meine Schaltkreise sind ausgebrannt, mein Lesekopf vergraut und mein Hirn hat nur noch 30% Leistungsfähigkeit. Geh mein User, such Dir eine junge und hübsche Gespielenen und erfreue dich deines neuen Lebens.
Ich derweil wache über Euch und pass auf das es Dir immer gut geht.
In diesem Sinne, lieber Weihnachtsmann, Knecht-Ruprecht, lieber Nikolaus
warte ich auf die Segen neuartiger Computer-Technologien.
Dein Edi aus Berlin