In dem Zusammenhang noch Auszüge aus einem Gespräch der FAZ mit AMD-Chef Ruiz vom 15. Juni 2005
Auch wenn der Text etwas lang ist, lohnt es sich den zu lesen!
Dritte Fabrik in Sachsen?„Meine ganz persönliche Meinung ist, daß Steve Jobs vor allem an die größere Verbreitung seiner Softwareplattform und nicht in erster Linie an den Verkauf von Hardware denkt, wenn er die langfristige Zukunft seines Unternehmens im Auge hat”, sagt Ruiz - und deutet damit an, daß Apple die Hoheit über die Fertigung der Rechner, auf denen das Apple-Betriebssystem läuft, auch wieder aus der Hand geben könnte. Davon könnte in dem Moment auch AMD profitieren. „Und dann heißt es wirklich: OS X gegen Windows”, sagte Ruiz. In der Umstellungsphase gehe Jobs ein großes Risiko ein, da die neuen Apple-Produkte mit Intel-Chips zum Teil noch zwei Jahre auf sich warten ließen. „Aber Jobs setzt wohl auf seine kultähnliche Anhängerschaft.”
AMD ist in Dresden mit künftig rund 3000 Beschäftigten zu einem wichtigen Arbeitgeber geworden - und die nun bekanntgewordenen Investitionspläne für eine dritte Fabrik würden die Bindungen der Amerikaner nach Sachsen noch verstärken. Bedauerlich sei es nur, daß die deutschen Kunden die Tatsache, daß „die modernsten Mikroprozessoren der Welt” aus Dresden kommen, nicht ausreichend zu würdigen wüßten. „Davon profitieren wir mit Blick auf unseren Absatz jedenfalls zuwenig”, sagte Ruiz.
Geänderte PläneTatsächlich sind die Prozessoren aus Dresden hochmodern. Denn das Unternehmen hat es in den vergangenen zwei Jahren mit der Einführung der 64-Bit-Technologie für seine Chips geschafft, in den Vergleichstests mit den Produkten des mit Abstand marktführenden Wettbewerbers Intel (die weiterhin auf der 32-Bit-Technik basierten) viel Boden gutzumachen. Plötzlich konnte AMD, ein Unternehmen, das stets mit nur kleinen Margen leben mußte, höhere Preise für seine Prozessoren verlangen als in der Vergangenheit. Intel hingegen war gezwungen, seine Entwicklungspläne zu ändern.
Intel scheint mit seinen aktuellen Chips, die in den vergangenen Wochen vorgestellt worden sind, zwar wieder Anschluß gefunden zu haben. Denn 64-Bit-Chips, die in der Lage sind, auf sehr viel größere Speicherbereiche zuzugreifen als ihre Vorgängermodelle, bietet Intel nun auch für normale Standgeräte (Desktops) an. Gestritten wird jetzt aber vor allem über die neue Fähigkeit von Intel und AMD, zwei Prozessorkerne auf einem Chip zu vereinen. Ruiz will die Begeisterung für die Intel-Produkte dann auch ganz und gar nicht teilen. Im Gegenteil: „Intels Chips mit zwei Prozessorkernen sind gegenüber unserem Angebot einfach ein schlechtes Produkt. Die haben bei der Vorstellung doch einen Haufen Mist erzählt”, sagt Ruiz - und nennt dafür auch Beispiele.
Neuer Netzwerk-Chip kommt 2007So seien die AMD-Produkte mit zwei Prozessorkernen den Intel-Chips bei der Energieversorgung überlegen und machten bei den Computerherstellern deshalb keine grundsätzliche Änderung der bestehenden Gerätearchitektur erforderlich. „Unsere aktuellen Chips mit einem Kern können durch die neuen mit zwei Prozessorkernen einfach ausgetauscht werden. Herausziehen, reinstecken, fertig. Alles, was Sie danach machen müssen, ist ein kleines Softwareupdate.”
Das sei bei Intel nicht so einfach, da deren Chips eine völlig andere Spannungsversorgung benötigten als die Vorgängermodelle. Tatsächlich dürfte die Einfachheit des Austauschs zwar auch bei AMD von der jeweils verwendeten Hauptplatine (Motherboard) abhängen. Ruiz ist aber davon überzeugt, daß die von ihm unterstellte Überlegenheit von AMD bei der Spannungsversorgung immer wichtiger wird, je mehr Prozessorkerne in einem Chip integriert werden.
„Intel geht es um die totale Kontrolle”Einen ersten Chip für Netzwerkrechner (Server) mit vier Prozessorkernen will AMD im Jahr 2007 vorstellen. Gerade auf dem Markt der Serverchips hatte AMD in der jüngsten Vergangenheit einigen Erfolg. Unter anderem konnte das Unternehmen Sun Microsystems als ein wichtiger Kunde gewonnen werden. Den gesamten Anteil an dem für AMD relevanten Markt mit diesen Chips beziffert Ruiz auf rund 10 Prozent - früher hatte das Unternehmen hier so gut wie keine Rolle gespielt.
Ruiz läßt sich auch nicht davon erschrecken, daß Intel für die Strategie, mehrere Chips neben der zentralen Recheneinheit eines Computers zur sogenannten Plattform zu verknüpfen, gute Kritiken bekommt. Am weitesten fortgeschritten ist Intel in dieser Hinsicht mit seiner stark beworbenen „Centrino”-Plattform für mobile Computer, der AMD erst seit Jahresbeginn seine eigene „Turion”-Plattform entgegenstellt.
Eine stürmische Nachfrage„Intel geht es dabei doch vor allem darum, die totale Kontrolle über die Plattform auszuüben. Wir stehen dafür, unseren Kunden die Wahl zu lassen, die es ihnen erlaubt, ihre Computer so zu bauen, daß sie sich damit auch wirklich von ihren Wettbewerbern abheben können”, sagt Ruiz. Turion habe sich deshalb inzwischen zu einem großen Erfolg entwickelt. Der Chipsatz werde zum Beispiel von Herstellern wie Hewlett-Packard, Acer oder Medion eingesetzt.
Die allgemeine Marktenwicklung in der Chipbranche beschreibt Ruiz als „in Ordnung”. Das Speicherchipgeschäft sei der herausfordernde Teil, robuster verlaufe der Absatz der - in Dresden produzierten - Chips für Server, Standgeräte (Desktops) und mobile Computer. Vor allem in Osteuropa, China und Rußland sei eine stürmische Nachfrage zu verzeichnen. Westeuropa habe mit den allgemeinen Konjunkturschwierigkeiten zu kämpfen, doch könne man über das Geschäft in Deutschland nicht klagen.
Die Vorbereitungen für den Börsengang der Tochtergesellschaft Spansion, die sogenannte Flash-Speicherchips produziert, verliefen planmäßig. Möglich sei ein solcher Schritt im vierten Quartal des laufenden Jahres, „und wir werden nichts tun, um ihn zu verzögern”. Allerdings sei für den endgültigen Emissionszeitpunkt auch der jeweilige Zustand der Kapitalmärkte entscheidend.
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